. . . wie er früher mal war
08.07.2002
Nur die
"üblichen Reibereien" zwischen Demonstranten, Polizeibeamten und
Feiernden, aber keine größeren Störungen. So sieht die Bilanz des
Marburger Marktfrühschoppens aus - abgesehen von dem, was die Feiernden
sich selbst angetan haben mögen.
Marburg.. Mehr als 1000 Menschen waren gestern
Vormittag auf den Marktplatz in der Oberstadt gekommen, um das
"kürzeste Volksfest" zu feiern. Die Ankündigung der
Veranstalter, dass laustarke Proteste und Störungen nicht geduldet würden,
setzte die Polizei dabei konsequent um. Gegner der Veranstaltung
versuchten zwar, mit Trillerpfeifen ihrem Unmut über das Fest Luft
machen, sie wurden aber binnen weniger Minuten "des Platzes
verwiesen". Eine Gruppe von rund 30 Frühschoppengegnern wurde in die
Barfüßerstraße abgedrängt, begleitet von kleineren Handgreiflichkeiten
mit den Ordnungshütern. Diverse kleinere Störversuche mit Transparenten
und Trillerpfeifen wurden unterbunden.
Eine Gruppe von Störern wurde von der Polizei
kurzerhand an der Marktgasse festgesetzt und so am Betreten des
Marktplatzes gehindert.
Derweil feierten die Menschen fröhlich, ausgelassen und
weitgehend unbehelligt von Krawall und Radau mit musikalischer Umrahmung
durch die "fidelen Luftpumpen" das umstrittene Traditionsfest.
Und die Marburger kommentierten begeistert, dass der Marktfrühschoppen
jetzt wieder das sei, was er früher einmal war. Dabei wurde auch wieder
gesungen. Traditionell erklang das Lied "Die Gedanken sind
frei". Und auch das "Marburg-Lied", komponiert zum
400-jährigen Jubiläum der Philipps-Universität vor 75 Jahren, wurde
gesungen. Pünktlich mit dem Krähen des Rathausgockels um elf Uhr begann
offiziell das Fest, das mit der obligatorischen einstündigen Verlängerung
um 14 endete.
Bereits um neun Uhr hatten sich rund 60 Gegner des
Festes am Gisonenweg unweit des Schlosses versammelt, um gegen den
Marktfrühschoppen zu demonstrieren. Die Polizei nahm im Verlauf der
Veranstaltung neun Personen in Gewahrsam. Wie Polizeisprecher Werner Tuchbreiter
gestern Nachmittag berichtete, wurde eine der neun Personen wegen starker
Alkoholisierung aufgegriffen, die anderen hätten nicht die wiederholt
ausgesprochenen Platzmverweise nicht beachtet. Bei 50 Personen seien die
Personalien festgestellt worden.
Die rund 200 eingesetzten Polizeibeamten gingen
bedächtig und auch souverän an die Arbeit. Die Kräfte verstanden es
dabei, manche entstehenden Konflikte durch klärende Gespräche zu lösen,
aber auch zuzupacken, wenn es nötig war.
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Bildunterschriften:
Bild 1:
Trotz aller
Querelen: Der Marktfrühschoppen in der Marburger Oberstadt hat immer noch
seine Freunde. Auch gestern waren die Bankreihen vor dem Marburger
Rathaus wieder voll besetzt mit Feiernden.(Fotos: Schienbein)
Bild 2:
So sei der
Marktplatz nach den ersten Störversuchen binnen kürzester Zeit
"brutal geräumt" worden. Ein Demonstrationsteilnehmer habe sich
am Kopf verletzt, als er gegen eine Hauswand gedrückt worden sei. Kritik
von den Frühschoppen-Kritikern fand auch der Umstand, dass der
Marktfrühschoppen - wie üblich - über die eigentlich festgesetzte Zeit
hinaus verlängert worden ist, dass dieses Entgegenkommen dem alternativen
Fest beim "Collegium Gentium" am Vorabend in der
Gutenbergstraße aber nicht gewährt worden sei. Dort habe die Polizei die
Feier pünktlich um 22 Uhr beendet. Die Verlängerung des
Marktfrühschoppens verärgert die Kritiker auch deshalb, weil sie für
einige Demonstranten eine Verlängerung des Polizeigewahrsams bedeutete.
So sollen 15 Menschen in Gewahrsam genommen und erst nach Ende des Festes
wieder frei gelassen worden sein. Weitere etwa 20 Menschen seien in einer
Nebenstraße eingekesselt und ebenfalls bis zu Ende des Festes
festgehalten worden. Überdies, so die Kritiker, sei die Einkesselung ohne
die zwingend erforderliche vorherige Ankündigung erfolgt.
Bild 3:
Wer gestern zum
Marktfrühschoppen wollte - sei es um zu feiern, sei es um zu protestieren
-, sah sich Auge in Auge mit der Polizei.
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