Marktfrühschoppen 1999

Selbstbestimmung Ex(citus)! Oder: Endlich mal die feine Zurückhaltung zurückhalten...

Oberbürgermeister Dietrich Möller (CDU) 1997:
"Es muß sichergestellt werden, daß der
Marktfrühschoppen nicht von einigen
Chaoten kaputtgemacht wird."

Hat Schomberg keine anderen Themen als über das schleichende - und nun endgültige Sterben des Marktfrühschoppens zu schreiben? Wie kann er diesmal Gewaltphantasien entwickeln und bedauern, daß man - nicht kritisch-friedlichen - sondern militanten und randalierenden AntifaschistInnen am 04. Juli 1999, als man alle auf einen Fleck zusammen hatte und Ihnen - neben der Sicherstellung gestohlener Couleurgegenstände - nicht einmal Ihre Methoden hat angedeihen lassen?! Oder war es die machtvolle Demonstration vom 500 unentwegten Couleur-studenten, hier unrühmlich feige ein SC-Corps, das nicht in Couleur auf den Marktplatz gingen sich jedoch als Gaffer verdingten, die es nicht wahrhaben wollten, daß schon wieder eine Institution durch selbsternannte Toleranz-tugendwächter zerstört wurde?! Für's Geschichtsbuch: Der Marktfrühschoppen wurde 1903 von den Vermietern und Wirten Marburgs etabliert, um Ihren besten Gästen - den Studenten - ein oder zwei Glas Bier auszugeben. Diese Tradition - wenn nun auch mit bürgerlichem Volksfestcharakter - wobei die Korperationen immer noch das Gros der Teilnehmer stellten, wurde nach dem WK II 1954 wieder aufgenommen. Und 1999 wurde sie beendet - man wird sehen, ob es auf Dauer so sein wird. Einige liberal Gesinnte und Dialogbereite glauben, daß man den Marktfrühschoppen, wenn sich die Wogen erst geglättet haben - in traditioneller Form im nächsten Jahr wieder stattfinden lassen kann. Der Verfasser hat nicht die moralisch-ideologisch reine Weste, um den Marktfrühschoppen gegen linke Marburger Kräfte zu verteidigen. Dafür mußten für seine politischen Überzeugungen auch keine 100 Millionen Menschen ihr Leben lassen. Eine andere Geschichte. Corpsstudenten ziehen auch nicht vor dem Marktfrühschoppen durch die Stadt und "entglasen Kapitalistenbunker" (So das Sorathotel, an dem, Treppenwitz der Geschichte, die Marburger PDS gewisse Anteile halten soll, jajajaja - das SED/PDS-Vermögen will gut angelegt sein und so ganz vertraut man den österreichischen Genossen von der KPÖ auch nicht) und beschmieren und demolieren Großbanken, Sklavenhalter im Zeitalter der Globalisierung wie die Marburger Bank e.G. mit Ihrem weltumspannenden Kapitalistennetz und Filialen von Bad Laasphe bis Stadtallendorf. Zynismus ex, wieder einmal mußten sich arme PolizistInnen und Polizisten im großen Demoanzug Ihren Sonntag versauen lassen, wiederum kam es zu keinerlei Provokationen durch Korperierte und wiederum gingen die Tätlichkeiten und Sachbeschädigungen von der Seite der Gutmenschen aus. Es ist alles so ermüdend und deshalb ende ich hier. Mir reicht es. Ich werde nicht mehr über den Marktfrühschoppen berichten. [offensichtlich änderte ich hier meine Meinung] Wir wollen Männer, wollen Taten. Und manches Mal den Mut zur Polarisierung wenn sie angebracht ist. Auch als Corpsstudenten. Tschüss!

Heiko Schomberg.